Anpassung von Interviewprozessen für eine Remote-Arbeitswelt

Die Umstellung auf eine ortsunabhängige Arbeitswelt hat auch die Ansprüche an Recruiting und Interviewführung grundlegend verändert. Unternehmen müssen ihre Prozesse neu denken, um Talente überall auf der Welt effizient und authentisch kennenlernen zu können. Digitale Lösungen, neue Kommunikationsformen und eine gezielte Vorbereitung werden immer wichtiger, wenn es darum geht, Bewerberinnen und Bewerbern im Rahmen von Videointerviews ein ebenso angenehmes wie professionelles Erlebnis zu bieten. In den folgenden Abschnitten werden zentrale Aspekte und Strategien beleuchtet, die bei der erfolgreichen Entwicklung und Durchführung von Remote-Interviewprozessen entscheidend sind.

Auswahl passender Video-Plattformen

Die Entscheidung für eine geeignete Videoplattform ist essenziell, um ein professionelles Interviewerlebnis sicherzustellen. Unternehmen sollten Plattformen wählen, die stabil laufen, benutzerfreundlich sind und über die Funktionalitäten verfügen, die sie für individuelle Auswahlverfahren benötigen. Dazu zählen beispielsweise Screen-Sharing, Breakout-Räume oder Aufzeichnungsoptionen. Datenschutz muss dabei ebenfalls an oberster Stelle stehen. Für die Kandidatinnen und Kandidaten trägt eine vertraute, fehlerfrei funktionierende Plattform wesentlich dazu bei, dass sie sich auf ihre Stärken konzentrieren können, ohne durch technische Schwierigkeiten abgelenkt zu werden. Ein vorab kommunizierter Link, klare Instruktionen zur Nutzung und ein optionaler Technik-Check sind hilfreich, um Unsicherheit zu vermeiden.

Sicherstellung stabiler Internetverbindungen

Eine zuverlässige Internetverbindung ist das Rückgrat jedes Remote-Interviews. Gerade weil der Eindruck im virtuellen Raum stark von Bild- und Tonqualität abhängt, müssen Unternehmen sowie Bewerberinnen und Bewerber dafür Sorge tragen, dass sie über eine stabile Verbindung verfügen. Unternehmen können zur Vorbereitung Hinweise dazu geben, wie eine stabile Verbindung sichergestellt werden kann und was zu tun ist, falls es doch einmal zu Aussetzern kommt. Ebenso sinnvoll ist das Angebot, im Vorfeld einen kurzen Techniktest zu durchlaufen. Sollte im Ausnahmefall dennoch die Verbindung abbrechen, sind flexible Reaktionspläne ein Zeichen von Professionalität.

Technische Unterstützung und Troubleshooting

Trotz bester Vorbereitung können während eines Remote-Bewerbungsgesprächs technische Probleme auftreten. Deshalb sollten Unternehmen ihren Kandidaten einen direkten Ansprechpartner für kurzfristige technische Fragen bieten. Eine Hotline, Mailadresse oder ein dedizierter Chatkanal können Unsicherheiten schnell aus dem Weg räumen. Das signalisiert Bewerberinnen und Bewerbern Wertschätzung, Professionalität und Flexibilität. Idealerweise sind Interviewende selbst technisch geschult und wissen, wie typische Störungen rasch gelöst werden können – das schafft Vertrauen und gewährleistet, dass der Fokus stets auf dem Austausch bleibt, nicht auf der Technik.

Anpassung der Kommunikation im digitalen Raum

Ausdruck von Empathie und Klarheit

Im digitalen Interview fallen viele subtile Signale weg, die im direkten Miteinander selbstverständlich sind. Deshalb ist es besonders wichtig, mit gezielter Empathie auf den Gesprächspartner einzugehen. Ein freundlicher, interessierter Gesichtsausdruck sowie ein aufmerksames Zuhören wirken wertschätzend. Klare, eindeutige Aussagen helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Interviewende sollten aktiv Feedback geben, Verständnisfragen stellen und auf die Reaktionen der Bewerberin oder des Bewerbers achten, um Unsicherheiten sofort aufzulösen und für eine lockere Gesprächsatmosphäre zu sorgen.

Transparente Erwartungen und Abläufe

Transparenz ist online noch wichtiger als im klassischen Bewerbungsgespräch. Kandidatinnen und Kandidaten brauchen Orientierung – über den Ablauf des Interviews, die vorgesehene Gesprächsdauer oder die weiteren Schritte im Auswahlprozess. Interviewende sollten zu Beginn des Gesprächs eine strukturierte Agenda vorstellen und bei Bedarf flexibel auf individuelle Anliegen der Bewerber eingehen. Ein klarer Ausblick auf das, was nach dem Interview folgt, erhöht das Vertrauen und hinterlässt einen professionellen Gesamteindruck.

Förderung von Interaktion und Beteiligung

Ein Nachteil virtueller Gespräche kann die geringere Spontaneität sein. Bewerbende fühlen sich durch die Distanz manchmal gehemmt, Fragen zu stellen oder von eigenen Erfahrungen zu erzählen. Daher ist es sinnvoll, explizit zur Interaktion aufzufordern. Interviewende können kleine Gesprächspausen einbauen, offene Fragen stellen und signalisieren, dass Beteiligung ausdrücklich gewünscht ist. Durch aktives Nachfragen und Bestärken der Kandidaten entsteht eine lebendige, authentische Gesprächssituation, in der sich beide Seiten optimal kennenlernen können.
Klare Definition der Bewertungskriterien
Gerade weil der informelle Austausch bei Remote-Interviews zwangsläufig geringer ausfällt, sollten Unternehmen ihre Bewertungskriterien besonders transparent definieren. Welche Kompetenzen sind wirklich relevant, welche persönlichen Eigenschaften werden gesucht und wie lassen sich diese im digitalen Gespräch objektiv erfassen? Standardisierte Fragen sowie Bewertungsskalen helfen dabei, subjektive Eindrücke zu minimieren und unterschiedliche Kandidaten fair zu vergleichen. So wird sichergestellt, dass alle Bewerberinnen und Bewerber die gleichen Chancen haben.
Anpassung auf digitale Formate
Nicht jede Fähigkeit lässt sich im Remote-Interview auf dieselbe Art erfassen wie im Präsenzgespräch. Arbeitgeber sollten ihre Methoden entsprechend anpassen – etwa durch digital geeignete Assessments, kreative Aufgabenstellungen oder den Einsatz von Online-Tests. Auch Probetätigkeiten oder kleinere Case Studies können integriert werden, um ein umfassendes Bild der Eignung zu erhalten. Wichtig ist, dass die Bewertung nachvollziehbar bleibt und niemand durch das Format benachteiligt wird. Eine hohe Transparenz über den jeweiligen Zweck jedes Interviewteils sorgt zusätzlich für Akzeptanz bei den Bewerbern.
Vermeidung von Bias und Fairness
Im virtuellen Raum können sich andere Arten von Vorurteilen oder Beurteilungsfehlern einschleichen als bei persönlichen Treffen. Beispielsweise könnten Bewerber mit weniger technischer Erfahrung benachteiligt werden. Unternehmen sollten darauf achten, dass Interviewende für solche Effekte sensibilisiert werden. Trainings und gemeinsam erarbeitete Leitlinien helfen, die Objektivität zu wahren. Auch die Einholung von Feedback der Kandidatinnen und Kandidaten zum Interviewprozess kann dabei unterstützen, Stolpersteine frühzeitig zu erkennen und kontinuierlich Verbesserungen anzustoßen.
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